Die Gründung von People’s Theater
aus Sicht von Erfan Enayati (Vorsitzender und Gründer)
Als People‘s Theater 2001 in Offenbach ins Leben gerufen wurde, war uns nicht klar, welche Auswirkungen und erstaunliche Resonanz uns erwartete. Eigentlicher Impuls zur Vereinsgründung waren für mich die eigenen Erfahrungen aus meiner Schulzeit, in der ich selbst erlebte, dass in der Schule in erster Linie die akademische Wissensvermittlung im Vordergrund steht, während der sozialen Kompetenz sowie dem Umgang mit zwischenmenschlichen Konflikten weniger Beachtung geschenkt wurde. Daher ist People‘s Theater bestrebt, Selbst- und Sozialkompetenzen wie Mitgefühl, Toleranz, Respekt etc. vor allem bei Jugendlichen zu fördern. Die Fähigkeit zu entwickeln, offen miteinander zu reden und Konflikte kreativ und friedlich zu lösen, seine Wünsche und Gefühle zu äußern, Selbstreflektion zu üben und die eigenen Potentiale zu entdecken sind weitere bedeutsame und erlernbare Ziele. Inspiration für die Arbeit bei People‘s Theater ist folgendes Zitat aus den Bahá‘í-Schriften: „Betrachte den Menschen als ein Bergwerk reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, dass es seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag.“
Die ganze Geschichte
People’s Theater e.V. wurde im September 2001 bei den Interkulturellen Wochen in Offenbach am Main auf Initiative von Herrn Erfan Enayati, damals Vertreter der Bahá’í-Gemeinde Offenbach, ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit Herrn Luigi Masala von der Leitstelle Zusammenleben in Offenbach und der Wilhelmschule wurde dort das erste Projekt organisiert.
Anfang 2002 wurde das Projekt erneut von der Wilhelmschule in Offenbach aufgegriffen. Bei diesem Pilotprojekt wurden in einem Zeitraum von 9 Wochen alle 2.-4. Klassen der Wilhelmschule mit jeweils einer Show pro Woche bedient. Zu dieser Zeit wurden mehrere kleine Projekte an einzelnen Schulen im Großraum Frankfurt durchgeführt. Daraufhin wurde Offenbachs Oberbürgermeister Gerhard Grandke auf „People’s Theater“ aufmerksam. Er versprach die Schirmherrschaft für den Verein zu übernehmen und ermutigte die erste Gruppe „People’s Theater“ zu einem Vollzeitprojekt in der Stadt Offenbach weiterzuentwickeln.
Im Schuljahr 2002/2003 trat der Verein nun seine erste Vollzeit-Phase an. Der kürzlich davor erworbene Gewaltpräventionstopf der Stadt Offenbach wurde an „People’s Theater“ gestiftet. Mit diesen Startgeldern war es möglich eine People’s Theater Geschäftsstelle in Offenbach einzurichten und von dort aus das Projekt in die Schulen zu tragen.
Zum Schuljahrsanfang 2002 wurden zwei Pressekonferenzen veranstaltet und am 14. September 2002 traf das erste People’s Theater Aktionsteam ein. Dieses bestand aus sechs Jugendlichen, die sich für ein Jahr bei People’s Theater verpflichteten. Mit durchschnittlich 4 Auftritten pro Tag war das Team schon nach kurzer Zeit war voll ausgelastet.
Im Januar 2004 war es zum ersten Mal möglich, das Aktionsteam aufzuteilen und somit parallel aufzutreten. Der Verein konnte nun die doppelte Anzahl von Auftritten durchführen und die große Nachfrage an People’s Theater Shows abdecken.
People’s Theater hat sich über die Jahre ständig weiterentwickelt, um noch mehr Kinder und Jugendliche zu erreichen. Mittlerweile gibt es drei Aktionsteams, die an verschiedenen Schulen im Großraum Frankfurt / Offenbach auftreten. Ein Mal im Monat gibt es zusätzlich eine Show in der Jugendarrestanstalt in Gelnhausen.
Aktuell gibt es außerdem Projekte, die speziell auf andere Zielgruppen zugeschnitten sind. Mit der Aktion „Freundschaft Inkusive“ entwickeln Schüler und Schülerinnen von Schultypen mit und ohne Behinderung gemeinsam ein Theaterstück. „Generation Wir“ fördert das Verständnis für Bewohner von Seniorenzentren, deren Pfleger und Angehörige.